Wegbrechende Kompensationen, oder: Hilfe, meine seelischen Stoßdämpfer rosten weg
Was tun, wenn der Schmerz „zurückkommt“?
Was tun, wenn die Psyche schwächelt?
So um die 50, hab ich beobachtet, melden sich erste Zipperlein, um die wir uns dann kümmern müssen. Wir schaun uns um nach Nahrungsergänzungsmitteln, testen, ob wir wirklich Vitamin D3 zufüttern müssen, und kümmern uns eventuell nochmal um etwas mehr Sport oder Magnesium. Vielleicht der Jakobsweg? Oder schon die Koronarsportgruppe beim Turnverein nebenan? Auf jeden Fall schaffen wir uns Wanderstöcke an – oder recherchieren, wo es die nächste Wassergymnastik gibt. Q10 als Pille oder als Salbe? Wir blättern durch Anti-Aging-Ratgeber und reduzieren schon mal den Alkohol, wenigstens unter der Woche. So weit so gut und harmlos.
Bin ich an der falschen Stelle ausgerastet?
Der Psyche gehts genau so: sie ist nicht mehr ganz so stark wie früher. Hatte ich da neulich einen überraschenden Heulanfall wegen „nix und wieder nix“? Schlaucht mich meine nervende Nachbarin mehr denn je? Bin ich an der falschen Stelle ausgerastet? Ist es mir im einen oder anderen Fall nicht gelungen, meine Handlungen/Absichten/Pläne vom Ende her zu denken? Heißt: hab ich – mehr als früher – zu schnell/zu laut /zu heftig reagiert, anstatt zu agieren? Und überhaupt: wo ist meine Gelassenheit geblieben? Sollte die nicht deutlich zunehmen im Alter, genau so wie die Altersweisheit?
Wie gut sind wir noch im „Wegstecken“?
Viel Schrott, am Anfang oder in der Mitte des Lebens eingefangen (schwarze Pädagogik, die 50er Jahre, Missbrauch, Krieg oder Ehekrieg), konnten wir wegstecken? Ich mag das Wort „verdrängen“ nicht, weil ihm sowas Faulpelzhaftes anhaftet. Wegstecken/verdrängen ist schließlich ein lebensnotwendiger Mechanismus. Hätten wir den nicht, wären wir längst tot.
Was also tun, wenn die Deckel auf den Giftfässern zu rosten anfangen? Da hilft nur Selbsthilfe: stur die Inseln im Meer der Sch**** suchen und finden! Inseln entdecken und im Blick behalten. Das mag küchenpsychologisch klingen, ist aber deswegen nicht weniger wahr. Ich hab’s getestet.
Dankbarkeit als tool
Eine Freundin macht grad einen Kurs in Hawaii. Um was es da genau geht, hab ich vergessen. Was ich behalten hab, ist ihr Posting in Facebook:
Gratitude day 2:
Grateful for the rains
Grateful for the inspiration through art, poetry, dance
Grateful for the artists who bare their soul to make beauty
Grateful for the courage to face the pain
Grateful for a good cup of coffee