Ekstatisches Nichtstun oder der Sound of Silence
Heute hab´ ich einen Schokoladenkuchen gebacken, das Schlafzimmer einem Deepcleaning unterzogen, einer Freundin am Telefon Mut zugesprochen, im facebook rumgenetzwerkelt, mich ein bisschen über den geschätzten Oliver Welke aufgeregt (es passiert einfach zu oft, dass er „über 60“ mit ein bisschen doof und verpennt gleichsetzt), dem Eichhörnchen aufm Balkon zugesehen, dem Steuerberater eine Brandmail geschickt, das Programm des Dok-Film-Fest studiert….. und mittendrin, – stopp! – in die Horizontale fallen lassen und – stopp! – das Rumgerenne und -gemache mal angehalten.
Einfach den Vögeln lauschen
Das war vielleicht schön!
Die Welt Welt sein lassen.
Den Vöglen lauschen.
Einen schmerzfreien Körper genießen.
To-do-Liste To-do-Liste sein lassen.
Atmen, sonst nix!
Die Zeit braucht man nicht mal anzuhalten, sie hält von selber.
Da kommt leicht Ekstase auf…
Vor allem, wenn der Verstand sich erst mal beruhigt hat, die Wiederholungsschleifen immer weniger, immer langsamer und immer alberner werden… man könnte Buddhist werden vor Begeisterung.
Auch Dankbarkeit kommt auf: nie hab ich einen Krieg erleben müssen, auch nicht Pest und Cholera. O.K. was nicht ist kann noch werden. Aber hier und jetzt ist nur ekstatische Stille, das reine Glück.
Johanna Schopenhauer hat den Bogen raus
Später muss ich an Johanna Schopenhauer denken, die ihrem Sohn Arthur schreibt, dass sie ihre Ruhe braucht: „Sieh, lieber Arthur, Du bist nur auf Tage bei mir zu Besuch gewesen, und jedesmal gab es heftige Szenen um nichts und wieder nichts, und jedesmal atme ich erst frei, wenn Du weg warst, weil Deine Gegenwart, Dein Klagen über unvermeidliche Dinge, Deine finsteren Gesichter, Deine bizarren Urteile, die wie Orakelsprüche von Dir ausgesprochen werden, ohne daß man etwas dagegen einwenden dürfte, mich drückten… Ich lebe jetzt sehr ruhig, seit Jahr und Tag habe ich keinen unangenehmen Augenblick gehabt, den ich nicht Dir zu danken hätte. Ich bin still für mich, niemand widerspricht mir, ich widerspreche niemandem, kein lautes Wort hört man in meinem Haushalt, alles geht seinen einförmigen Gang…. und das Leben gleitet hin, ich weiß nicht wie.“
Johanna Schopenhauer war 41 Jahre alt, als sie das geschrieben hat. In diesem Alter war ich noch jeden Abend irgendwo unterwegs, eine Getriebene. Man spürt, dass sie das Alleinsein in Tateinheit mit Ruhe und Stille zur Kunstform erhoben hat.
Gefunden in diesem wunderbaren Buch hier: